Prof. Ralf Boden
Verwurzelt in der Wachstumsregion Dresden
Prof. Ralf Boden, Professor an der Fakultät Elektrotechnik der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden, sitzt in der Städtebahn RB34 von Kamenz nach Dresden. Lässt er seinen Blick schweifen, sieht er andere Pendler, die gebannt auf ihre Bildschirme, sei es vom Smartphone oder Tablet, schauen. Alle sie sind es, die eine Region nach außen vernetzen. In den Städten arbeiten, auf dem Land leben. Kurze Wege und die zahlreichen Möglichkeiten des Umlandes schaffen so eine regionale Verbundenheit, welche die einfachen Stadtgrenzen problemlos überwindet.
Ein Stück Lebensqualität
Boden, 55 Jahre alt und gebürtiger Kamenzer, hat mittlerweile das Pendeln schätzen gelernt. Nach seinem Abitur studierte er in Dresden, arbeitete danach in Radeberg und später in Bautzen. Seit gut 10 Jahren ist er Professor an der HTW Dresden. Das Pendeln begleitet ihn quasi sein komplettes berufliches Leben, fast 30 Jahre. Und mittlerweile hat er dies auch schätzen gelernt. „Die Zeit im Zug ist nicht verloren. Im Gegensatz zum Auto kann man immer noch produktiv sein. Die Vorlesungen vorbereiten usw. Das schafft auch ein Stück weit Freizeit.“, sagt Boden. Er ist in Kamenz aufgewachsen, wohnt am Stadtrand der großen Kreisstadt in eigenem Haus mit Grundstück und hat Familie und Freundeskreis in der Nähe. Dies waren alles Gründe, sich nicht einen Wohnort näher an der Arbeitsstelle zu suchen. Auch weil er sich vieles über Jahre hin aufgebaut hat. „Die gute Vernetzung erhält mir so auch ein ganzes Stück Lebensqualität.“, sagt Boden. Das Auto benutze er eigentlich nur um etwas flexibler zu sein und doch etwas Zeit einzusparen beim Weg nach Hause vom Kamenzer Bahnhof. Eine Stadtbuslinie wäre aber auch hier verfügbar.
Mehr Entwicklung
Betrachtet man die Region, vor allem um Kamenz, sieht Prof. Ralf Boden viele Vorteile. Dazu gehören das ländliche Leben mit Nähe zur Großstadt, eine gute Infrastruktur für die alltäglichen Bedürfnisse und auch viele kulturelle Highlights, nicht nur in der Landeshauptstadt. Darüber hinaus bietet die einmalige Landschaft in unmittelbarer Nähe auch den „grünen“ Touch, seien es die Oberlausitz, das Elbsandsteingebirge oder die Weingebiete entlang der Elbe. Trotz dieser vielen Vorteile hat die Region auch Nachholbedarf. „Es fehlt unserer Region an jungen Menschen, die wir nach und nach wieder für unsere Städte und ländlichen Gebiete gewinnen müssen. Darüber hinaus fehlt es häufig an Arbeitsmöglichkeiten für Ingenieure im Bereich Forschung und Entwicklung. Durch die Konzentration auf die reine Produktion gibt es in vielen Unternehmen gar keine eigene Abteilung, die sich mit diesen Themen beschäftigt. So fehlt vor allem Studienabsolventen oft die berufliche Perspektive in der Region.“, so Prof. Boden. Und auch im sozialen Bereich gibt es einige Ansatzpunkte für Verbesserungen. Dazu zählen vor allem ganzheitliche Angebote für die Familien, sprich Arbeitsplatz, Wohnmöglichkeit und soziales Umfeld wie Schule oder Kindertageseinrichtung. Darüber hinaus sind natürlich auch die Studienangebote noch weiter nach außen zu tragen, eine Aufgabe, welche vor allem durch die Unterstützung der HTW Dresden gelöst werden soll.
Junge Menschen in die Region
Und in diesem Zusammenhang sieht er auch die Chancen in der Zusammenarbeit der HTW Dresden mit der Wachstumsregion Dresden. „Gemeinsam wollen wir versuchen, ein Stück weit das Demographieproblem in der Region zu lösen. Die Städte und Gemeinden sollen vom umfangreichen Potential von Rückkehrern profitieren und vor allem die junge Generation stärker mit einbinden.“ Dazu zählt auch die stärkere Verknüpfung von Studierenden mit den Unternehmen in der Region. Aber Prof. Boden setzt noch früher an. Er ist immer wieder in den Gymnasien der Region unterwegs, um die Schüler über die Möglichkeiten eines Studiums an der HTW Dresden zu informieren. Durch die Nutzung eines gemeinsamen Netzwerkes können auch an dieser Stelle Wachstumsregion und HTW Dresden gut zusammenarbeiten. Die Vermarktung gemeinsamer Ziele, sei es auf klassischem Weg oder über digitale Kanäle.
Am Hauptbahnhof in Dresden angekommen, steigt Prof. Ralf Boden aus dem Zug und bewegt sich in einer Traube von jungen Menschen in Richtung Hochschule. Einige trifft er später in seinen Vorlesungen wieder. Für viele wird nach dem Studium die Frage aufkommen, wohin ihr Weg führt. Damit diese Frage mit „In die Wachstumsregion Dresden“ beantwortet werden kann, arbeiten die HTW Dresden und alle Beteiligten in der Wachstumsregion zusammen.
Interview und Text: Peter Glumbick (Projektmanagement WR DD/Planungsbüro Schubert)