Philipp Friedrich
Rückkehrerprojekt: Philipp Friedrich kann endlich mit seiner Frau zusammen ziehen
Montagfrüh um Vier auf die Autobahn, Freitagnachmittag zurück. Und zwischendrin viel Arbeit und lange Abende in einer kleinen, kargen Wohnung: So sah Philipp Friedrichs Leben über fast zwei Jahre hinweg aus. „Eigentlich war es kein richtiges Leben mehr“, erzählt der 28-Jährige. Zuhause warteten die Freundin und die Familie, in der Ferne die Arbeit. So wie Friedrich geht es Hundert-tausenden aus der Region: Sie pendeln zwischen der Heimat und dem Arbeitsort hin und her. Am Ende des Monats blieben Frust, Sehnsucht nach der Familie und ein leerer Geldbeutel übrig: Denn ein Großteil vom Lohn ging an der Tankstelle und für die Zweitwohnung drauf.
Doch das gehört für den jungen Mann aus Radebeul zur Vergangenheit. „Es war mein größter Wunsch, wieder zurück zu kommen. Ich freue mich riesig, dass es geklappt hat!“, erzählt der 28-Jährige. Dabei geholfen hat ihm das Rückkehrerprojekt „Ab in die Wachstumsregion Dresden!“, das sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen zu unterstützen, die in den vergangenen Jahren meist aus beruflichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten, aber wieder zurückkehren wollen. Vor gut einem Jahr haben der Landkreis Bautzen, die Städte Kamenz und Radeberg sowie die Agentur für Arbeit das Projekt initiiert. Seither sind Städte wie Großenhain (Landkreis Meißen), Pulsnitz und Großröhrsdorf hinzugekommen. Auch die Industrie- und Handelskammer Dresden, die Handwerkskammer Dresden sowie viele Unternehmer unterstützen das Netzwerk. Rund 150 Anfragen von rückkehrwilligen Interessenten – darunter auch viele Familien – hat das Projekt bislang erhalten. „Unsere Unterstützung ist sehr individuell und kann manchmal ein- bis eineinhalb Jahre lang dauern“, sagt Doreen-Charlotte Hantschke, Wirtschaftsreferentin der Stadt Kamenz, und eine der Projektinitiatorinnen. Schließlich geht es um eine Lebensentscheidung. Vor dem großen Schritt zurück in die Heimat müssen ein Job, eine neue Wohnung oder ein Haus, Kindergarten- oder Schulplatz gefunden werden.
Auch für Philipp Friedrich stand die Frage nach einem neuen Arbeitsplatz an erster Stelle. Für einen Rohrnetzmeister und einer Fachkraft für Trinkwasserversorgung liegen die Jobs auch nicht gerade auf der Straße. Aber die Zusammenarbeit mit Jörg Hohlfeld vom Stell(en)Werk der Agentur für Arbeit Bautzen hat ihm dabei geholfen, seine Chancen zu verbessern. Da wurden Bewerbungsmappe und Lebenslauf überarbeitet und gemeinsam nach offenen Stellen gesucht. „Ich wäre auch bereit gewesen, etwas ganz anderes zu machen“, erzählt Friedrich und ergänzt: „Ich wollte einfach wieder zurückkehren.“ Diese Erfahrung hat auch Jörg Hohlfeld gemacht: „Die meisten Rückkehrwilligen sind sogar bereit, ein Drittel weniger als bisher zu verdienen. Aber irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht.“
Philipp Friedrich hat eine Stelle beim Technologieunternehmen Infineon in Dresden gefunden: „Das ist wie ein Sechser im Lotto.“ Er ist mit seiner Freundin Kristin zusammen gezogen, kann regelmäßig Freunde und Familie treffen. Auch körperlich geht es dem 28-Jährigen besser: „Ich kann wieder ruhiger schlafen.“
Für die Initiatoren des Projektes „Ab in die Wachstumsregion Dresden!“ ist es immer ein ganz besonderer Moment, wenn sie einen Rückkehrer persönlich begrüßen dürfen. „Dabei ist es doch eigentlich egal, ob er nun nach Kamenz, Radeberg, Pulsnitz oder Großröhrsdorf zieht oder nur dort arbeitet“, betont Doreen-Charlotte Hantschke und ergänzt: „Pendlerbeziehungen wird es immer geben. Es kommt darauf an, die gesamte Region zu stärken und attraktiv für Rückkehrer zu machen.“ So wie für Philipp Friedrich.
Interview und Text: Daniela Retzmann und Peter Glumbick